Spiritualität beginnt für mich mit der Erkenntnis oder zumindest der Einsicht, dass ausserhalb unserer Existenz und unseres wissenschaftlichen Erfahrungsbereichs noch etwas Weiteres existiert, das wir nicht zu erfassen und zu beschreiben vermögen, dass wir aber manchmal empirisch fühlen oder erahnen können.
Die Nichtbeschreibbarkeit dieses Weiteren führt dazu, dass ihr Inhalt, ihr Wesen und Ihre Funktion für uns im rein spekulativen Bereich liegt. Das Weitere kann mit unseren Worten bspw. als Kraft, als Macht, oder als grosses Ganzes, von dem wir Teil sind, beschrieben werden. Da diese Vorstellung für jeden Menschen individuell ist, ist auch die Beschreibung, die Bedeutung und das Empfinden individuell.
Falls man die Existenz dieses Weiteren annimmt, hat dies Konsequenzen auf das eigene Leben. Diese Konsequenzen sind wiederum individuell. Wer in seiner Vorstellung davon ausgeht, dass diesem Weiteren eine Art "Persönlichkeit" zukommt (d.h. dass sie nicht bloss um einen rein naturwissenschaftlichen Prozess handelt), rückt dieses Weitere in den Bereich des Göttlichen. Auch hier stellt sich wiederum die Frage, wie mit diesem Göttlichen umgegangen werden soll. Die Menschheit hat diesbezüglich im Verlauf ihrer Geschichte unterschiedliche Konzepte entwickelt und gelebt. Auch die Bibel zeigt eine Entwicklung des Gottesbildes auf, die Vorstellung, was Gott ist, ist daher nichts statisches, sondern etwas dynamisches, das von einer individuellen (meist gesellschaftlich geprägten) Idee ausgeht.
Glaube und Spiritualität hängen somit eng miteinander zusammen und zwar auf zwei Ebenen.
Der Glaube, dass ausserhalb unserer begreifbaren Vorstellung etwas weiteres existiert, ist die Grundlage der Spiritualtität. An was wir glauben, wie wir diesen Glauben nähren und pflegen ist die inhaltliche Ebene von Spiritualtität.
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